Bewusstsein für Wein. Bewusst Sein mit Wein. Bewusst handeln mit Wein. Weinbewusstsein.

 

Aktuell haben wir viel Zeit für Dinge die wir schon lange tun wollten, aber nicht konnten. Aus zeitlichen Gründen. Oder was war die Ausrede?

Wenn ich mal Zeit habe, räume ich den Keller auf. Wenn ich mal Zeit habe, schleife ich meine Treppe ab und versiegle sie neu. Ja und jetzt? Überwinde ich jetzt meinen inneren Schweinehund und gehe an meine To-Do-Liste? Nehme ich mir bewusst dafür Zeit? Für ein Puzzle? Nehme ich mir Zeit für ein Bad? Nehme ich mir Zeit für mich? Oder finde ich immernoch eine Ausrede?

 

Was brauche ich in diesen Tagen tatsächlich? Und was habe ich vorher gemacht oder mir gekauft nur weil ich dachte, dass ich es brauche? Meiner Meinung nach sind das die Gedankenansätze, die in uns etwas bewegen können auch für die Zeit danach. Nach dem Klopapiermangel, nach dem Bewegungsmangel, nach dem Kontaktmangel. Weinmangel herrscht bei mir allerdings nicht. Ich hoffe bei Dir auch nicht. In diesen Tagen lobe ich mir einen gut sortierten Weinkeller.

 

Was diese Gedanken mit dem Grauburgunder zu tun haben fragst Du Dich? Nun: der Grauburgunder gilt im Allgemeinen als Allrounder. Ob Hühnchen, vegetarische Gerichte, asiatische Gerichte, Grillen, das berühmte Schnitzel, ... Grauburgunder gibt es in so vielen Varianten, da findet sich immer einer der passt. Eine Konstante für jeden Badner, der einen Weinliebhaber von Anfang an, bis hin zum Weinprofi begleiten wird. Der Grauburgunder passt sich an. Am Kaiserstuhl wird er je nach Lage ein "fetter", dichter Wein, der gerne auch mal das Barrique küssen darf. Im Breisgau zeigt er Mineralität und Frische. Je nach Lage, Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung etc. Die alten Bekannten eben. Kurz: je nach Terroir.

 

Er faszieniert mich. Auch wir im Bleichtal hegen und pflegen unseren Grauburgunder. Wir bevorzugen ihn als eher leichten, frischen Alltagswein auszubauen. So dass er nicht zu schnell satt macht, sondern anregt die Flasche auszutrinken. Du verstehst. Das ist auch der Grund warum die letzte Breisgauer Weinprinzessin 2017/2018, die übrigens ebenfalls aus Bleichheim kommt und meine Schwester ist *stolz*, diesen Grauburgunder als ihren Prinzessinnenwein auserkoren hat.

 

Legen wir los. Heut ist in unserer kleinen Weinverkostung also der Bleichtäler Grauburgunder dran. Solltest Du die Sonderedition mit der Breisgauer Weinprinzessin auf dem Etikett haben, ist es Jahrgang 2018. Der Wein ist aktuell auf einem wunderbaren Geschmacksniveau. Ausbalanciert was Säure, Frucht und Süße betrifft. Animierend wie die Sonnenstrahlen jetzt im Frühling. Er kitzelt das Auge mit seinem Glanz im Glas, neckt die Nase mit seinen Mango-, Birnen- und Apfelaromen und belohnt den Gaumen mit kühlen vielschichtigen Nuancen bezüglich Frucht und Säure. Beim zweiten Versuch die Aromenwelt zu durchdringen, erkennen wir eine verspielte, hellwache Auslegung des Terrroirs. Dicht aber nicht zu sättigend, trotzdem eine Leichtigkeit durch die Bodenstruktur des Kaiserbergs im Bleichtal, reife Trauben die diese Aromen und das Süßespiel dem Wein verleihen, spritzige Säure die durch die kühlenden Winde aus dem Tal erhalten bleibt. Spannend das Weinland Breisgau. Und eine Reise wert. Dann wenn Reisen wieder möglich ist.

 

Gibt Dein Weinkeller auch einen Grauburgunder her? Wenn nein, solltes Du das dringend ändern. Anregende Aromen nach grünem Apfel, Sternfrucht und Zitrusfrüchte sind zu finden. Oder riechst Du eher die Mango und die Ananas? Ganz egal, nimm dir bewusst Zeit für das Riechen, schau dir aufmerksam das Glänzen des Weins beim Schwingen des Glases an. Faszinierend oder? Achtsam Wein trinken. Wozu wir nicht alles fähig sind... Nimm jetzt einen Schluck und genieße den kühlen Grauburgunder, die erfrischende Säure, die kitzelnde Fruchtigkeit. Gerne kannst Du dabei auch Deine Augen schließen. Immer wieder ein Erlebnis, wie man bei jedem Schluck neue Details des Weins erkennt. Wenn Du es verpasst hast beim Lesen ein Glas Wein bereit zu haben, dann hol das jetzt doch nach. Oder heute Abend. Ich weiß ja nicht, wann Du gerade diesen Text liest.

 

Wein bewusst genießen, bewusst sich auf diese Entdeckungsreise einlassen, sich Zeit dafür nehmen. Das kann man lernen und jetzt haben wir die Möglichkeit dazu. In diesen Tagen, die anders sind als die Tage vor ein paar Wochen. Wir dürfen lernen zu genießen. Die Zeit zu nutzen. Auch für die schönen Dinge des Lebens, beziehungsweise gerad für die schönen Dinge des Lebens. Schließlich haben wir nur ein Leben und das ist bekanntlich zu kurz um schlechten Wein zu trinken. Dankbar und glücklich sein. Für das was wir haben, das was wir bewusst selbst bestimmen können. Erhalten wir uns das positive Denken, schenken wir ein Lächeln. Uns selbst, unseren Mitmenschen, den Unbekannten im Supermarkt, den Freunden am Telefon. Ein schöner Gedanke oder?

 

Jetzt bist Du dran. Durchforste Deinen Keller und begebe Dich auf die Reise zum Grauburgunder, gerne dem Bleichtäler Grauburgunder. Dein Gaumen und die Winzer aus dem Bleichtal werden es Dir danken.

 

Auf unser aller Gesundheit! Zum Wohl.