WEINLIEBE - Danken.Denken.Leben.

Teil 1: Sekt - für den besonderen Moment

In den letzten Tagen versuche ich so viele "Corona"-freie Texte und Themen zu finden wie irgend möglich. Zitate wie "Jede Krise birgt auch eine Chance" lese oder höre ich fast täglich und ehrlich gesagt nervt das. Es nervt deshalb, weil es für mich absolut nicht einfach ist die Chance zu erkennen. Oder wie geht es dir dabei?

 

Weinproben, Moderationen, Essen und Wein - alles musste abgesagt werden. Für unser aller Gesundheit. Das ist wichtig und richtig aber wie lässt sich jetzt das kontaktfreudige Thema Wein bespielen? Exotische Weinproben in Youtube oder anderen Kanälen, Videos von Menschen die sich im Spiegel zuprosten. Bilder die vor ein paar Wochen noch undenkbar gewesen sind. Es sind wirklich lustige und gute Ideen dabei und wir alle sollten offen für Neues sein. Das zu üben ist vielleicht eine dieser Chancen?

 

Auch ich mache mir viele Gedanken, wo der Weg hinführt. Was das alles für mich bedeutet. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte zu erzählen und wir sollten wieder lernen zuzuhören. Deshalb würde ich gerne versuchen, aktuelle Gedanken in kleine Weinansprachen zu verpacken. Vergleiche zu finden. Ich bin gespannt wo das hinführt und hoffe du findest Gefallen daran.

 

Wie in den meisten Weinproben starten wir mit einem prickelnden Glas Winzersekt. In meinem Fall, mit dem Weißburgunder Sekt den ich "Spontan einfach so" genannt habe. Mir ist heute einfach nach einem belebenden Sekt. "Spontan einfach so" - unkompliziert eine Flasche öffnen, wenn Besuch kommt. Das ist doch der häufigste Grund wenn die Korken knallen oder? Besser gesagt: bedarf es einem Grund?

Wann machen wir einen Moment zu einem ganz besonderen Moment? Zu einem unvergesslichen Erlebnis? Machen wir uns oft genug bewusst, wie dankbar wir sein sollten für die Menschen die für uns da sind, den Job den wir ausüben dürfen, die Schönheit der Natur, das Essen das wir genießen können oder den Wein der uns einen Abend besonders machen kann? Es ist das Glück und die Dankbarkeit die wir verspüren in dem Moment. Das Glas Sekt ist nur das sichtbare Symbol aber nicht der Grund für den unvergesslichen Moment.

 

Bewusst das Zischen des Korkens beim Öffnen wahrnehmen (bitte nicht knallen lassen, sonst ist der Großteil der Kohlensäure weg), die zierlichen Bläschen beim Einschenken sehen und hören. Macht das nicht Vorfreude auf das kühle Prickeln auf der Zunge? Bei mir startet die Vorfreude schon vorher. Wenn ich eine Flasche Sekt kühl stelle, dann freue ich mich in dem Moment schon auf meinen Besuch für den ich die Flasche öffne. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt gar nicht weiß wer das ist. Schließlich sollte doch immer eine Flasche Sekt bereit sein für den besonderen Moment.

 

Und genau so ist es doch auch im Leben. Ein Lächeln des Gegenübers im Bus, wem hat das nicht schon mal einen guten Start in den Tag gegeben? Ich nehme mir vor, so wie ich immer eine Flasche Sekt für meinen Besuch kalt gestellt halte, möchte ich ein Lächeln für die Menschen um mich herum bereit halten.

 

Gestern war ich einkaufen. Ein befremdliches Gefühl Menschen mit Mundschutz beim Obst und Gemüse zu sehen. Diese bewusste körperliche Distanz ist auch emotional spürbar. Alle sind vorsichtig und die Angst ist greifbar. Eine ältere Frau kam mir entgegen und ich habe gelächelt und ihr ein Hallo geschenkt. Mir war danach. Diese Freude auf ihrem Gesicht, es hat mich durch den gesamten Tag getragen.

 

Wie das Prickeln auf der Zunge bei meinem Sekt. Fruchtig, frisch, süß-herb, verspielt. Belebend.

 

Seien wir Dankbar für diese Momente und glücklich darüber sie wahrzunehmen. Also: steht dein Sekt kühl für den nächsten besonderen Moment? Lass ihn nicht verstreichen. Greif ihn dir, spontan einfach so, das Leben genießen.

 

Sei gespannt auf den ersten Wein den wir gemeinsam besprechen werden. Dieses Kulturgut das mich so fasziniert, wird so zum Gedankengut und Motivation Inne zu halten und über dich, über mich, über unsere Gesellschaft nachzudenken.

 

Aber bis dahin: zum Wohl!